Das Einwegküken - Teil 3
Da sind wir wieder, mittlerweile fast erwachsen. Die Zeit geht schnell vorbei wenn man Spass hat, und das macht es bei uns eine ganze Menge. Nach vier Monaten in diesem unglaublichen Zuhause mit dieser liebevollen Familie wird der Garten etwas zu klein für uns und wir sehnen uns nach gleichartigen Spielkameraden. Doch wie beichten wir es unserer Familie, die immer für uns da war?
Bevor wir es ihnen sagen, müssen wir uns erstmals sicher sein, dass es einen grösseren Garten mit Spielkameraden gibt. Frida und ich gehen nach Draussen und konsultieren die Spatzen- und Meisenpost, die haben immer interessante Inseraten über naheliegenden Futterstellen, freie Nischen und natürlich auch die Nachrichten. Gestern haben sie uns erzählt, dass mal wieder ein Vogel in einen Strommast reingeflogen ist…
Also, ich schweife ab, wir gehen in den Garten und hören erstmals die Meisennachrichten, das gleiche wie immer, viel Obst das auf den Feldern am Boden liegt, Auto-, Scheiben- und Strommastumfällen, und oha! Ein Wohninserat, ein Bauernhof ein paar Kilometern entfernt. Wir hören uns die Beschreibung an und sind entsetzt, es ist nur eine Frauen-WG, ohne Garten, ohne Würmern die man finden kann und mit sehr wenig Platz zum sich bewegen. Auf garkeinen Fall! Haben die eine Meise?
Wir hören uns die Spatzennachrichten an und das kling alles schon etwas besser. Sie erzählen uns von einer kleinen Meise die aus dem Nest gefallen ist, aber liebe Menschen haben sie in einem Karton gelegt und zu einer Vogelwarte gebracht, dort ist sie noch zur Untersuchung aber bald darf sie wieder zu ihren Eltern. Die Spatzen berichten uns ebenfalls über einen Bauernhof in der Nähe. Wir können es kaum glauben, er ist perfekt. Es handelt sich um eine gemischte WG mit Küken, Hühnern, Gockeln und anderen Tieren. Der Auslauf ist riesig, wir dürfen überall rumlaufen, es gibt weder Grenzen noch Zäunen. Und die Mietfrist? Es gibt keine, der Vertrag ist auf Lebensende, hier können wir glücklich alt werden.
Wir warten aufgeregt auf unsere Familie, die vom Arbeiten und von der Schule zurück kommt und erzählen ihnen von diesem tollem Hof. Sie sind zuerst zwar etwas traurig weil wir schon gehen wollen aber gleichzeitig freuen sie sich unglaublich für uns. Unsere Menschenmama nimmt das Telefon in die Hand und ruft dort an und ein unglaublich netter Herr nimmt den Hörer ab. Sie plaudern und lachen und nach dem Telefonat sagt unsere Mama ganz euphorisch, dass wir noch heute den Hof besuchen dürfen und falls es uns dort gefiele, können wir auch grad einziehen.
Freude herrscht, wir packen unseren Koffer und düsen ins Auto. Zuerst streiten wir uns mal wieder wer vorne sitzen darf aber dann einigen wir uns darauf, dass wir beide auf dem Beifahrersitz platz haben. Die Autofahrt ist sehr kurz, knappe 10 Minuten sitzen wir im Auto als wir endlich das erste Mal unser neues Zuhause sehen. Schon auf dem ersten Blick ist der Hof umwerfend, wir werden sofort von dem netten Herrn begrüsst der von zwei Hühnern und einem Hund begleitet wird. Es gefällt uns so gut, dass wir direkt unsere Koffer auspacken wollen. Der nette Herr zeigt uns die für uns gedachte Unterkunft, warm, gemütlich, einen mit viel weichem Stroh ausgelegten Stall. Wir fühlen uns direkt wohl und beziehen unser Schlafquartier. Vor lauter Aufregung haben wir fast unsere Familie vergessen, wir gehen nochmals raus und verabschieden uns von ihnen. Abschiede sind immer sehr traurig, aber wir alle wissen, dass es uns hier besser gehen wird und wir sind ja nur 10 Minuten Autofahrt voneinander entfernt und wenn Frida und ich es endlich geschafft haben, fliegen zu lernen, dann kommen wir unsere Familie garantiert besuchen.
Zwei Wochen sind wir schon hier und es wird von Tag zu Tag besser. Es hat etwas gebraucht bis wir uns hier zurecht gefunden haben, denn der Hof ist riesig. Wir haben sehr schnell Anschluss gefunden und auch hier sind wir die Königinnen des Hofes. Den ganzen Tag gehen wir Garten hoch und Garten runter auf der Suche nach Würmern, Körnern, und anderen essbaren Überraschungen, kein Wunder wachsen wir so schnell mit all dem Futter. Wenn wir uns den Bauch vollgeschlagen haben dann spielen wir Verstecken mit den anderen Hühnern oder machen eine Siesta in der Sonne. Das Fliegen haben wir leider noch nicht erlernt aber wir sind jetzt professionelle Traktorfahrerinnen, Frida bedient das Gas und die Bremsen und ich lenke. Heute kommt unsere Familie uns besuchen, wir können es nicht erwarten ihnen von unseren Abenteuern zu erzählen und ihnen eine Fahrt mit dem Traktor zu geben. Die werden staunen!