Das Einwegküken - Teil 2
Hallo! Könnt ihr euch noch an mich erinnern? Ich bin Trudi, das Einwegküken. Ich wurde nach meiner kurzen Modelkarriere von einer liebevollen Familie gerettet und meine Schwester Frida noch hinzu!
Bei uns war ganz viel los, zuerst mussten wir das riesige Haus mit Garten erkunden und hoppla! Da waren noch andere Zweibeiner, drei liebe Kinder ohne Federkleid und noch ein Vierbeiner mit vollem Haar, eine spanische Hündin namens Tinka. Tinka hatte am Anfang etwas Angst vor meiner Schwester und mir, kann ich nachvollziehen, wir haben einen angsteinfliessenden Schnabel und sind immerhin zwei gegen eine. Nach einer kurzen Zeit haben wir uns aneinander gewöhnt und herrschen jetzt über den riesigen Garten.
Wir haben erfahren, dass Vögel fliegen können, denn wir haben die Spatzen im Garten beobachtet. Nun begaben wir uns auf ein Abenteuer es den Spatzen gleich zu tun. «Hmm...» dachte ich mir, wie wir dies wohl am Besten erlernen. So suchten wir uns Vorsprünge und Erhöhungen, um uns einen Vorteil dem Boden gegenüber zu schaffen. Ob dies eine gute Idee war werde ich euch noch erzählen.
Ich muss gestehen, dass meine Schwester und ich vermutlich vor Euphorie nicht die sichersten Flugversuche starteten, denn wir wollten Fliegen. Zu Beginn nahmen wir uns kleine Treppenstufen und Kanten von welchen aus wir unsere Versuche starteten. Jedoch, so schien es uns, hüpften wir lediglich von besagten Kanten und Stufen. Also mussten grössere Absprungvorrichtungen her. Wahrscheinlich haben wir uns da ein wenig übernommen. Wir suchten uns den atemberaubendsten Vorsprung überhaupt. Meine Schwester traute sich vor zur Klippe und schaute hinunter. «Das ist zu hoch» murmelte sie. Zu spät denn ich war schon auf halber höhe als ihre Worte zu mir durchdrangen. Was nun? Nur noch Fliegen könnte mich retten. Mid-Air hatte ich dann die Erleuchtung, wir haben zu kleine Flügelchen um zu fliegen, so stürzte ich ungebremst in die Tiefe. Zu meinem Erstaunen bremste mein flauschiges Federkleid den Sturz, jedoch erlitt ich eine Verstauchung am Bein. Das tat ziemlich weh, meine Schwester kam schnell zu mir um zu schauen wie es mir geht, mein Bein wurde langsam blau und ich konnte mich kaum bewegen. Zum Glück merkte meine Familie schnell, dass ich am humpeln war und hob mich hoch für genauere Untersuchungen. «Auaa!! Ihr müsst ja mein Bein nicht anfassen um zu sehen dass es blau ist!» schrie ich sie an. Auf einmal wurde es dunkel, der Boden war sehr weich und es kam nur etwas Licht durch kleine Löcher durch. Alles bewegte sich und dann fang ein Brummen an und wir wurden immer schneller. Durch die Kurven wurde mir ziemlich schlecht und ich beschloss meine Augen zu schliessen und abzuwarten. Nach ein paar Minuten stoppten die Kurven und das komische Brummen. Ich merkte wie mich jemand am Tragen war und anschliessend hörte ich eine neue Stimme die nicht zu meiner Familie gehörte. Oh jee… ist meine Familie sauer auf mich weil ich so dumme Sachen mache und gibt mich jetzt weg? Plötzlich wurde alles wieder hell und eine nette Dame nahm mich liebevoll in die Hände und setzte mich in eine komische Maschine, danach wieder in meine weiche Kiste. «Ich habe Trudi geröntgt und es ist zum Glück nichts gebrochen, aber ich gebe Ihnen etwas Creme mit damit die Verstauchung schneller heilen kann, die Kleine hat aber Glück gehabt» sagte die nette Dame zu meiner Familie. Jetzt wurde mir klar, dass sie mich zum Tierarzt gebracht haben. Auf dem Rückweg durfte ich vorne sitzen, da ich mich beim Untersuch wie ein Grosser verhielt. Heute habe ich gelernt, dass Küken nicht fliegen können, aber wenn ich gross bin, dann versuche ich es garantiert noch einmal.